Interview mit Celso de Rui Beisiegel
betreffs des Departements für Philosophie der
Erziehung und Erziehungswissenchaften
 der Universität von São Paulo

Bei einem Gespräch mit Jean Lauand (S. Paulo, 7-12-98), hat Herr Dr. Beisiegel, seit dem Anfang seiner Stiftung Professor der Soziologie der Erziehung an der Fakultät für Pädagogik der Universität von São Paulo (USP), über unsere Universität und Erziehungswissenschaften gesprochen. Das Departement ist auch Mitherausgeber der Zeitschrift Mirandum. Dr. Beisiegel war Geschäftsleiter des Departements, Direktor der Fakultät und Dekan der Hochschulbildung der USP.

Übersetzung ins Deutsche: Mario Bruno Sproviero. Herausgeber: Jean Lauand.

 

JL: Anlässlich dieser Spezialnummer der Zeitschrifft Mirandum, von der unser Departement Mitherausgeber ist, wäre es wichtig, dass Sie für unsere Leser eine kurze Darstellung der USP, unserer Fakultät und auch unseres Departements machen.

 

CB: Die Universität ist in Brasilien sehr jung: unsere USP ist eine der ersten des Landes. Sie wurde 1934 gegründet und ist bei weitem die wichtigste. Wenn wir nur die Zahlenangaben berücksichtigen, haben wir 35000 Diplomstudenten und 23000 Studenten für Doktoranden und Aufbaukursstudenten und 5500 Professoren. Dazu ist die USP ungefähr für einen Drittel der wissenschaftlichen Produktion und für 40 % der Dissertationen des Landes zuständig.

 

Die FEUSP, unsere Fakultät für Pädogik (FEUSP - Faculdade de Educação) wurde erst 1969 aus Anlass einer allgemeinen Reform der USP gegründet. Das alte Erziehungsdepartement, welches 1938 an wirkte und von der Fakultät für Philosophie abhängig war, wurde 1969 an zu einer Fakultät für Pädagogik mit drei Departements umgeformt: unser EDF (Philosophie der Erziehung und Erziehungswissenschaften); Unterrichtslehre und Vergleichende Pädagogik; und Pädagogik-Wirtschaft und Verwaltung.

 

Eine solche Teilung erklärt sich aus früheren Umständen. Bei uns wurde die Vergleichende Pädagogik von Professoren erforscht, die sich der Unterrichtslehre widmeten, und das gleiche gilt für der Verbindung der Pädagogik-Wirtschaft und der Pädagogik-Verwaltung....

 

Auch unser Departement, das EDF, umfasst von alters her verschiedene Fächer: Philosophie der Erziehung, Geschichte der Erziehung, Psychologie der Erziehung, Soziologie der Erziehung, Erziehungsorientierung, pädagogische Forschungsmethoden, Logik, Methodologie und Wissenschaftstheorie.

 

Daraus ergibt sich, dass unser Departement sich zu einem kleinen Humanitätskurs ausgebildet hat und sehr verschiedenartigen: wir haben Fachgelehrte in den mannigfaltigsten Sachbereichen, wie z.B. in Altertumswissenschaft und Mediävistik, in mancherlei Epochen und Themen der Geschichte der Erziehung , in verschiedenen Tendenzen der philosophischen, psychologischen, soziologischen Forschung, usw.

 

Als Beispiel möchte ich das Werk von drei Kollegen hervorheben, die heute noch an der Universität tätig sind (ohne damit die "Begründer" des Departements wie Laerte Ramos de Carvalho, Roque Spencer Maciel de Barros, João Eduardo Rodrigues Villalobos vergessen zu wollen, die unter so vielen berühmten Namen, hier wirkten): die gegenwärtige Leiterin des Departements, Frau Dr. Maria Victoria de Mesquita Benevides Soares, eine Politikwissenschaftlerin von nationaler Bedeutung, die vor allem im Bereich der Menschenrechte und des Bürgerrechts wirkt.

 

Einer der ältesten Professoren des Departements ist José Mario Pires Azanha, ordentlicher Professor der Philosophie der Erziehung, Spezialist in Logik und Forschungsmethoden.

 

Übrigens ist Herr Dr. Azanha von Bedeutung für die Geschichte der öffentlichen Erziehung in Brasilien, denn er war in einem wichtigen Moment der Umbildung unseres Unterrichtssystems der Verantwortliche für die öffentliche Erziehung in der Provinz São Paulo: seine Führung ist noch heute massgeblich. Er war der erste Direktor des USP-UNESCO Lehrstuhles für Menschenrechte und zwischendurch Vorsitzender des Provinzerziehungsrates.

 

In den mittelalterlichen Studien haben wir, selbst für eine junge Nation wie Brasilien, eine lange Tradition: diese Themen werden seit der fünfzigen Jahre kultiviert, als der berühmte brasilianische Mediävist Herr Dr. Ruy Afonso da Costa Nunes bei uns zu arbeiten anfing, der heute schon pensioniert, aber noch äusserst tätig ist.

 

Ohne falsche Bescheidenheit kann man sagen, obwohl das Departement nicht sehr gross ist, dass es zu einem wichtigen nationalen Mittelpunkt wurde, sowohl in wissenschaftlichen Bereich als auch in Erziehungspolitik.

 

Wir führen intensive Aufbaustudien und Promotionsprogramme durch und unterhalten dazu verschiedene Forschungsprojekte und Veröffentlichungsorgane.